Ätna: Touristische Reisewege

Ständig schwebt eine weiße Dampfwolke über dem Krater des Ätna, die bei klarem Wetter noch in 50 Kilometer Entfernung gut zu sehen ist. Von weitem wirkt sie so zart, dass die Sizilianer für sie sogar einen Kosenamen erfunden haben: "Pennecchietto" - Federbüschelchen. Der brodelnde, dampfende Berg galt lange als Sitz der Götter.

Auf dem Bahnsteig in Catania. Warten auf die Circumetnea, eine private Schmalspurbahn rund um den Ätna. Die beiden kleinen Waggons, die auf die Minute pünktlich einfahren, sind voller Hausfrauen mit kleinen Kindern, Pendlern und einigen Touristen. Nach 20 Minuten haben wir die Stadt hinter uns. Es geht durch Orangen- und Zitronenhaine. Der schwere Duft der Oran-genblüten überdeckt sogar den Dieselgestank der Lok. Ganz allmählich beginnt der diagonale Anstieg über die Flanke des Ätna. Im Westen liegt eine tiefe, blütenüberzogene Schlucht, das Tal des Simeto.




Am Hang schieben sich immer häufiger schwarze Lavazungen zwischen die Obstgärten. Zypressen zeigen in den gleißenden Himmel. Der Gipfel ist noch so weit entfernt, dass er nur ganz schwach durch den Dunst schimmert. Lava prägt zunehmend die Landschaft und reicht immer näher an das Gleis heran - in Blöcken, Überhängen, Krusten, hoch aufragenden Zacken oder erstarrten Strömen. Viele ältere Häuser sind aus schwarzem Lavagestein gebaut. Auch neuere Häuser haben im Lauf der Jahre eine rußgraue Schattierung angenommen. Die Luft ist ständig voller feiner Vulkanasche. Weingärten, Artischockenfelder und Obstbäume bestimmen das Bild.

Der höchste Punkt der Fahrt liegt hinter uns. In Randazzo, das im Sommer ein Luftkurort ist, leert sich der Zug. Nach der Station Linguaglossa führt die Strecke sehr zügig bergab. Nach fünf Minuten Fahrt leuchtet es blau tief unter uns: Das Mittelmeer hat uns wieder. Fast ohne Übergang beginnt die subtropische Zone. Die Vegetation wuchert immer üppiger. Dagegen wirkt die Landschaft um Catania karg. Die Eisenbahn zieht noch 20 Minuten durch blühende Gärten. Dann erreichen wir Giarre, am Ostabhang des Ätna und dicht an der Küste gelegen. Endstation!